Die 23. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Nowe Horyzonty/Neue Horizonte (NH) startet am 20. Juli 2023 in Breslau. Insgesamt werden 251 Filme gezeigt. Die geplanten 600 Vorführungen finden im NH-Kino und im Niederschlesischen Filmzentrum DCF statt.
Als Eröffnungsfilm wird der Streifen „Perfect Days” von Wim Wenders ausgestrahlt. Wim Wenders erzählt die Geschichte eines japanischen Jedermanns. Der im modernen Tokio lebende Hirayama, gespielt von Kōji Yakusho, der für seine Rolle bei den Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet wurde, ist zurückhaltend und verschlossen, aber voller Liebe für die Welt. Festivaldirektor Marcin Pieńkowski weist darauf hin, dass wir mit dem Protagonisten nach und nach Rituale entdecken würden, denen er sich mit voller Hingabe widme. Mit der Zeit entpuppe sich sogar Hirayamas banale Arbeit, die Toiletten der Stadt zu säubern, als eine außergewöhnliche Zeremonie.
Auf dem Programm stehen viele Hits der Filmfestivals. Dazu gehört „About Dry Grasses” in Regie von Nuri Bilge Ceylan: Schauspielpreis von Cannes für die Darstellerin Merve Dizdar. Ein junger Kunstlehrer hofft, nach einem Pflichtjob in einem kleinen Dorf in Anatolien nach Istanbul berufen zu werden. Nach langem Warten verliert er alle Hoffnung, seinem trostlosen Leben zu entfliehen und wird noch beschuldigt, seine Stellung gegenüber einer Schülerin missbraucht zu haben. Seine Lehrerkollegin Nuray (Merve Dizdar) wird zu einer wichtigen Figur in dieser schwierigen Zeit.
„The Eternal Daughter” von Joanna Hogg wurde bei den Filmfestspielen von Venedig gezeigt. Es ist eine schauspielerische Meisterleistung von Tilda Swinton, die die Rolle der Mutter und der Tochter spielt. Rosalind und Julie verbringen ihre gemeinsame Zeit in einem Hotel, das einmal Rosalinds Tante gehörte. Das dunkle, verlassene Gebäude verwandelt sich unmerklich in ein Spukhaus, in dem die Geister nicht nur die Wände, sondern auch die Haut durchdringen.
Der bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes präsentierte „Club Zero” von Jessica Hausner ist eine internationale Koproduktion mit Mia Wasikowska in der Hauptrolle. Die Schauspielerin spielt diesmal eine Lehrerin an einer Eliteschule. Frau Novak geht eine starke, aber gefährliche Bindung mit ihren Schülern ein, die in ihrer Struktur einer Sekte zu ähneln beginnt.
Der ebenfalls in diesem Jahr in Cannes gezeigte „La passion de Dodin Bouffant“ von Trần Anh Hùng beweist, dass die tiefsten Gefühle durch Essen und Aromen ausgedrückt werden können. Die Protagonisten sind die exzellente Köchin Eugenie (Juliette Binoche) und der bekannte Feinschmecker Dodin (Benoît Magimel), die seit 20 Jahren zusammen kochen und große Feste veranstalten. Die Welt, die sie gemeinsam erschaffen, hilft ihnen, die schwierigsten Momente des Lebens zu überstehen.
Jafar Panahis „No Bears” erhielt einen Sonderpreis der Jury für Regie bei den Filmfestspielen von Venedig. Das Werk des Iraners ist ein halb-autobiografischer, gar autokritischer Film, der die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentarfilm auf raffinierte Weise verwischt und Spannung wie in einem Thriller schafft.
In Lois Patiños „Samsara” (Juryspezialpreis der 73. Berlinale) wird der Zuschauer nach Laos zu den jungen buddhistischen Mönchen versetzt, wo ein Junge einem Mädchen Mona aus dem tibetischen Totenbuch vorliest, um ihr den Übergang in die andere Welt zu erleichtern. Ein Film der diesjährigen Berlinale ist auch „Tótem” von Lill Avilès, der eine Geschichte über die Kraft von Bindungen und die Rolle des Verlustes erzählt.
Als Abschlussfilm wird „Passages“ von Ira Sachs (einer der Hits des Sundance-Festivals) gezeigt. Der Filmemacher Tomas (Franz Rogowski) trifft Agathe (Adele Exarchopoulos) in einem Café und beginnt eine leidenschaftliche Affäre, obwohl sie einen treuen und liebevollen Ehemann (Ben Wishaw) hat. Es ist ein Film sowohl über eine Dreiecksbeziehung, als auch über die Selbstliebe.
Das Festival läuft bis zum 30. Juli, online bis zum 6. August 2023.
Näheres unter: https://www.nowehoryzonty.pl/menu.do?lang=en&id=3661
M. Ilgmann
Eröffnungsfilm "PerfectDays" von Wim Wenders, Koji Yakusho, Arisa Nakano
Foto: Nowe Horyzonte