Oskar Moll, „Aechmea fasciata mit Büchern und Jahrhunderthalle [o. T.]“, 1926, Öl auf Leinen, Schlesisches Museum zu Görlitz, Inv.-Nr. SMG 2001/1900. Foto © SMG
Ein Gemälde aus dem Bestand des Schlesischen Museums wurde als Werk identifiziert, das der Kunstsammler Otto Wachenheim bei seiner Flucht vor der NS-Verfolgung zurücklassen musste. Nun wird es an die rechtmäßigen Erbinnen und Erben restituiert, bleibt aber dank des vom Bund, dem sächsischen Kulturministerium und der Kulturstiftung der Länder geförderten Wiederankaufs für die Öffentlichkeit erhalten.
Das Gemälde „Aechmea fasciata mit Büchern und Jahrhunderthalle [o. T.]“ (1926) des Künstlers Oskar Moll (1875–1947) im Schlesischen Museum zu Görlitz gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit dem 1939 in die USA geflohenen jüdischen Kunstsammler Otto Wachenheim und gilt als NS-Raubkunst. Im Rahmen einer fairen und gerechten Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien von 1998 wurde mit den Erben des Sammlers eine Vereinbarung getroffen. Damit werden diese entschädigt, doch das Gemälde kann in der ständigen Ausstellung des Schlesischen Museums bleiben.
Otto Wachenheim stammte aus Mannheim und lebte von 1923 bis zu seiner Emigration 1939 in den Niederlanden. Seine Vermögenswerte, einschließlich seiner Kunstsammlung mit Werken des Impressionismus und der Moderne, blieben in seinem Haus in Amsterdam zurück, das nach 1940 zeitweilig von der deutschen Besatzungsbehörde genutzt wurde. Vermutlich 1944, als die Behörde auszog, kamen Mobiliar und Kunstgegenstände abhanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Otto Wachenheim aus dem US-amerikanischen Exil weitgehend erfolglos, die verlorenen Kunstwerke wiederzufinden. Seine Beschreibung eines „Buchstilllebens“ wurde 2009 als Suchmeldung in der „Lost Art“-Datenbank eingestellt.
Dr. Agnieszka Gąsior, Direktorin des Schlesischen Museums zu Görlitz: „Oskar Moll war ein herausragender Vertreter der ‚Breslauer Moderne‘, der durch seine Lehrtätigkeit an der Breslauer Akademie für Kunst und Kunstgewerbe die Entwicklung der schlesischen Kunst in der Zwischenkriegszeit prägte. Die Darstellung der Breslauer Jahrhunderthalle auf seinem Gemälde ‚Aechmea fasciata‘ und damit seiner Verbindung zu Breslau ist einzigartig im Schaffen des Künstlers.“
Ein ausführlicher Beitrag von Thomas Maruck über Oskar Moll erscheint in der März-Ausgabe von „Schlesien heute“.