Grab des Schriftstellers Carl Hauptmann1858-1921, Bruder von Gerhart
Orte des (Un-)Gedenkens:
Vernachlässigte Friedhöfe in Niederschlesien
und Strategien zu ihrer Rettung
Am 17. September 2022 findet in Tarczyn bei Wleń/Lähn-Kleppelsdorf im Rahmen des Künstlerischen Picknicks FLOWLAND eine interessante Diskussion über vernachlässigte Friedhöfe in Niederschlesien und Strategien zu ihrer Rettung statt.
In Niederschlesien gibt es 345 historische und viele vergessene Vorkriegsfriedhöfe, vor allem evangelische und jüdische, die eine Art „Niemandsland” darstellen. Sie können von den Nachkommen der dort Bestatteten nicht gepflegt werden und stellen so für die städtischen und ländlichen Gemeinden nicht nur einen finanziellen, sondern auch einen soziokulturellen Ballast dar.
Jedes Jahr verschwinden solche Friedhöfe vor unseren Augen durch fortschreitenden Verfall aufgrund von Vandalismus und unkontrollierter Überwucherung der Grünanlagen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie einfach verkauft und wegen eines neuen Investitionsvorhabens umgegraben werden.
Die wenigen positiven Geschichten über Friedhöfe, die von Aktivisten der Gemeinde gerettet wurden, zeigen, dass es Hoffnung gibt, solche Orte retten und ihren Wert für die heutigen Bewohner entdecken zu können. Auf dem Treffen soll eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation vorgenommen und eine Strategie für verlassene Friedhöfe entworfen werden.
Moderiert wird das Treffen von Marek Sztark, einem Kulturanimator, der das Niederschlesische Kulturlabor am Zentrum für Kultur und Kunst in Breslau mitgestaltet und Vorsitzender des Sozialrats für Kultur in Niederschlesien ist.
An der Diskussion werden auch eingeladene Gäste teilnehmen: Julita Zaprucka - Direktorin des Riesengebirgsmuseums Hirschberg/Jelenia Góra, beteiligt an Aktivitäten rund um den evangelischen Friedhof in Schreiberhau/Szklarska Poreba; Anna Lewandowska - Fremdenführerin aus Hirschberg, die dabei ist, ein soziales Komitee zur Rettung der noch vorhandenen Grabsteine auf dem evangelischen Friedhof in Schreiberhau zu gründen und Alan Weiss - Mitinitiator der Initiative „Spod ziemi patrzy Breslau”, welche sich mit den Resten der deutschen Friedhöfe von Breslau befasst und die Einrichtung eines Lapidariums sowie die Sicherung der Gräber aus der Zeit vor 1945 in den bestehenden Nekropolen anstrebt.
M. Ilgmann
Näheres unter https://openheim.org