Die Vertreter der christlichen Kirchen und die Stadtoberhäupter mit nur wenigen Teilnehmern des Friedensgebetes auf der Fußgängerbrücke in der Görlitzer Altstadt. Foto: Alfred Theisen
Anlässlich des dritten Jahrestages der großen Invasion Putin-Russlands in der Ukraine mit einer heute fast 1000 Kilometer langen Front und hunderttausenden Gefallenen und Verwundeten hatten die christlichen Kirchen in Görlitz für Sonnabend, den 1. März 2025, zu einem Friedensgebet auf die Deutsche und Polen verbindende Altstadtbrücke über die Neiße eingeladen.
Vor den gemeinsamen Gebeten mit Vertretern der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche sprachen der Oberbürgermeister Octavian Ursu und der Bürgermeister Rafal Gronicz zu den etwa 60 Teilnehmern der vierten Gedenkveranstaltung dieser Art auf der Neißebrücke. Mit Blick auf den historischen Streit am vorangegangenen Abend zwischen dem amerikanischen und dem ukrainischen Präsidenten in Washington sprach Octavian Ursu von „Weltdiplomatie auf Kindergartenniveau“ und er fragte mit Blick auf die Europastadt Görlitz/Zgorzelec: „Wie würden unsere beiden Städte aussehen, wenn wir so miteinander umgehen würden?“
Rafal Gronicz ergänzte, dass die Zeiten schwieriger seien, weil „das Böse“ heftiger und stärker werde, auch durch Staatsmänner, „die meinen, dass man mit allen Dingen nur Geschäfte machen kann.“ Man dürfe allerdings die USA und Russland nicht auf Trump und Putin reduzieren und dürfe die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich in beiden Supermächten auch Widerstand formiere.
Von den etwa 1500 bis 2000 ukrainischen Flüchtlingen in Görlitz – fast ausnahmslos Frauen und Kinder - waren nur wenige gekommen, wohl auch weil sie in den vergangenen Monaten zunehmende anti-ukrainische Stimmungen und Anfeindungen erleben mussten.