Ein überregional ausstrahlender Tourismusmagnet von Görlitz ist das Kaufhaus im Stadtzentrum, das allgemein als das schönste Warenhaus Deutschlands angesehen wird: Ein imposantes Gebäude, entstanden im Jahr 1913, gestaltet im Stil des Historismus, aber mit Ornamenten des Jugendstils, einschließlich einer berühmten Glaskuppel. Das Görlitzer Kaufhaus ist Bestandteil einer traditionsreichen Kultur und steht auf derselben Stufe wie Le Bon Marché in Paris, La Rinascente in Mailand oder das Kaufhaus des Westens, KaDeWe, in Berlin, die als Stützen des Einzelhandels galten und deren Gründer experimentelle Pionierleistungen vollbrachten.
Die jüngere Geschichte des Görlitzer Kaufhauses zeigte aber, dass diese Ikone ohne architektonische Modernisierung, ohne Pflege und ohne eine moderne Verkaufsstrategie nicht überlebensfähig war. Innerhalb mehrerer Jahrzehnte war das Juwel zu einem anspruchslosen Warenhaus heruntergewirtschaftet und musste im Jahr 2009 seine Türen schließen, nach mehrfachem Besitzerwechsel. Über Jahre gelang es trotz intensiver Bemühungen nicht, einen Investor oder eine Lösung für das besondere Baudenkmal zu finden. Wie ein Geschenk des Himmels kaufte dann vor etwa acht Jahren der erfolgreiche Unternehmer und gebürtige Oberlausitzer Prof. Winfried Stöcker das Kaufhaus, um es denkmalgerecht zu sanieren und wieder zu eröffnen.
Weniger die wirtschaftliche als die bürokratische Herausforderung, vor allem durch inzwischen kaum noch nachvollziehbare Auflagen des Denkmalschutzes, drohen nun die noble 50 Millionen-Investition von Prof. Winfried Stöcker scheitern zu lassen. Zuletzt geht es um den aus zwingenden wirtschaftlichen Gründen betriebenen Abriss von zwei alten Villen, der bislang vom Denkmalschutz verweigert wird. In der Januar-Ausgabe von „Schlesien heute“ erklärt Prof. Winfried Stöcker in einem Namensbeitrag, dass er seine Pläne für das Kaufhaus aufgeben wird, wenn ihm nicht endlich durch die Stadt der Weg freigemacht wird, sein Vorhaben umzusetzen: „Ich erkläre klipp und klar: Sollte sich Görlitz hier querstellen, werde ich mein Engagement in dieser Stadt beenden. Dann wird in zwanzig Jahren das historische Kaufhaus vielleicht aussehen, wie das abbruchreife der beiden Häuser, das mir ein Spekulant teuer verkauft hat.“
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Januar-Ausgabe von "Schlesien heute".