Flüchtlingsschiff „Wilhelm Gustloff“*
Am 30. Januar 1945 wurde das deutsche Flüchtlingsschiff „Wilhelm Gustloff“ vor der Küste von Stolpmünde von einem sowjetrussischen U-Boot versenkt. Anlässlich des 80. Jahrestags dieser Katastrophe mit mehr als 9.000 Opfern erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:
Für den Bund der Vertriebenen ist der 30. Januar untrennbar mit der Erinnerung an die mehr als 9.000 Menschen verbunden, die 1945 in der eisigen Ostsee sterben mussten, weil ein sowjetisches U-Boot die überwiegend mit deutschen Flüchtlingen belegte „Wilhelm Gustloff“ torpedierte und versenkte.
Leider ist diese furchtbare Katastrophe ein oft übersehener Teil der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Die Überzahl der Toten und der wenigen Überlebenden blieb in der Erinnerung unseres Landes im Schatten anderer schrecklicher Kriegsereignisse und der Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Umso wichtiger ist es, dass wir Jahr für Jahr auch des Untergangs der Gustloff und seiner Opfer gedenken. Auch die Erinnerung an ihr Schicksal muss auf alle Zeit im Gedächtnis unserer europäischen Völker fest verankert bleiben.
80 Jahre nach diesen Ereignissen haben wir in Europa wieder einen Krieg. Russlands Angriff auf die Ukraine hat bereits viele hunderttausend Leben gekostet. Systematisch attackiert der Aggressor dabei zivile Ziele. Es zeigt sich, dass Krieg, Flucht und Vertreibung – der unwiederbringliche Verlust der Heimat – nach wie vor unbesiegte Geiseln der Menschheit sind.
Deshalb fordern wir die Zivilgesellschaft auf, sich aktiv auch mit den Themen Flucht und Vertreibung in der Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. Fanale der Geschichte, zu denen auch der Untergang der Gustloff gehört, müssen als Lehren in unser heutiges Handeln einfließen, um den Opfern ein respektvolles Andenken zu bewahren, Flucht und Vertreibung zu verhindern und einen grenzüberschreitenden Einsatz für eine gemeinsame Zukunft zu erreichen.
*Foto aus dem Buch: Heinz Schön, Flucht über die Ostsee, Stuttgart 1985